Wechsel Liga Vorsitz im Landkreis Emmendingen

Pressebericht BZ-Online vom 23.03.2022 / Gerhard Walser 

Wie die Liga der Freien Wohlfahrtspflege im Kreis Emmendingen die Herausforderungen meistert

Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege wird 70 Jahre alt. Mit Denis Deiser (Arbeiterwohlfahrt) hat die Liga einen neuen Vorsitzenden. Er folgt auf Meinhard Scha motzki (Diakonisches Werk).

Zum Feiern ist keine Zeit und doch zeigt das 70. Jahr des Bestehens der Liga der Freien Wohlfahrtspflege mit seinen aktuellen Herausforderungen anschaulich, weshalb sich der Zusammenschluss der Sozialverbände im Landkreis zurecht weiterentwickelt hat – vom lockeren Treffen der Geschäftsführer zum lebendigen Forum für den gegenseitigen Austausch in allen sozialen Fragen. „Wir stolpern von einer Krise in die nächste“, sagt Denis Deiser, der neue Liga-Vorsitzende.

Deiser ist Geschäftsführer der Kreisverbände Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Der 45-Jährige löst Meinhard Schamotzki (64) ab, der die Liga seit Herbst 2019 bereits zum zweiten Mal geführt hatte. Der Wechsel steht alle zwei bis drei Jahre zwischen den Mitgliedsverbänden routinegemäß an. Neben AWO und Diakonie sind dies die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Jüdische Gemeinde. Seit vielen Jahren schon ist die Liga der Freien Wohlfahrtspflege auch Partner für die Einzelfallhilfe der BZ-Weihnachtsaktion.

Denis Deiser (links) hat das Amt des Vorsitzenden der Liga der Freien Wohlfahrtspflege von Meinhard Schamotzki übernommen. Foto: Gerhard Walser

Nur vereinzelt Erfolge beim Projekt „Wohnraum für alle“
Das Resümee seiner Amtszeit fällt ernüchternd aus. „Wohnraum für alle“ zu schaffen, hatte sich der Diakonie-Chef auf die Fahnen geschrieben und mit einer gleichnamigen, von der Stadt Emmendingen und anderen Organisationen unterstützten Initiative auch vereinzelt Erfolge erzielt – „doch es reicht bei weitem nicht“, gibt Schamotzki unumwunden zu. Der soziale Wohnungsbau werde nach wie vor vernachlässigt, trotz einzelner positiver Projekte kommunaler Wohnbauträger in Emmendingen oder Waldkirch. Immer mehr Menschen fänden sich in schwierigen Wohnverhältnissen wieder und scheiterten bei der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe. Die Liga versuche, ihnen eine Stimme zu geben – auch im regelmäßigen Austausch mit dem Sozialdezernat des Kreises und dem Landrat. Die Liga hat Sitz und Stimme im Jugendhilfeausschuss des Kreistags, im Sozial- und Krankenhausausschuss würden sie gerne zumindest beratendes Mitglied werden. „Wir haben die sozialpolitische Expertise“, sagt Schamotzki.
Corona war eine „Riesenherausforderung“
Die Corona-Pandemie hat wie alle Bereiche des öffentlichen Lebens auch die Arbeit der Ligaverbände zeitweise ausgebremst. „Für uns als Arbeitgeber und im Umgang mit den Klienten war das eine Riesenherausforderung“, so Schamotzki. Wöchentlich galt es in den Einrichtungen und Beratungsstellen, neue Verordnungen zu beachten und umzusetzen. Doch das hat auch zusammengeschweißt, ergänzt Denis Deiser: „Wir sind neue Wege gegangen, haben die Digitalisierung weiter vorangetrieben und uns intensiv ausgetauscht.“ Der Austausch und gemeinsame Initiativen statt Konkurrenz – das sehen beide Liga-Sprecher als Frucht der Zusammenarbeit in den vergangenen Jahrzehnten. „Die Verbände stimmen sich ab und wählen gezielt Felder aus, die alle beackern müssen“, so Deiser.

Mit dem Krieg in der Ukraine rückt nach der noch nicht überwundenen Corona-Pandemie schon die nächste Krise ins Blickfeld. Zum Durchatmen gebe es keine Zeit: „Wir stolpern von einer Krise in die nächste“, sagt Deiser „und der normale Dienst läuft weiter“, ergänzt Schamotzki. Die Integration der Geflüchteten wird zur nächsten Herausforderung. Nach der kurzfristigen Unterbringung, wofür es im Kreis eine „unglaubliche Hilfsbereitschaft“ gebe, geht es um die längerfristige Wohnraumsuche, um schulische Bildung und berufliche Qualifizierung für Kinder und Jugendliche. „Es lässt sich derzeit noch kaum erahnen, was da auf uns zukommt“, so Schamotzki.

Seniorenarbeit ist Deisers „Herzensanliegen“

Die Themen bleiben auch für Denis Deiser dieselben. Der neue Liga-Vorsitzende hat jedoch ein „Herzensanliegen“, das er als besonderen Schwerpunkt verfolgen will: die Seniorenarbeit. Auch hier geht es um geeigneten Wohnraum. Es fehlen jede Menge Plätze für betreutes Wohnen im Landkreis. Wartezeiten von drei Jahren seien fast schon die Regel. Sein Traumziel sind generationenübergreifende und quartiersbezogene Wohnmodelle, für die sich auch ein Bauträger findet.